FleckScore wird angepasst
Die Länder der europäischen Vereinigung der Fleckviehzüchter (EVF) haben bei ihrem letzten Treffen im September einige Änderungen im Bewertungssystem FleckScore beschlossen. Die Anpassungen betreffen vor allem die Mängel.
Erfreulicherweise sind alle Mängel in den an der gemeinsamen Zuchtwertschätzung beteiligten Ländern deutlich zurückgegangen. Auch dieser Trend zeigt die positive Entwicklung in puncto Exterieur in der Fleckviehzucht auf. Wenn dadurch Mängel in der Population stark an Bedeutung verlieren, erscheint eine Herausnahme aus dem Beschreibungsbogen durchaus gerechtfertigt. So entfallen in Zukunft die Mängel schmale Brust und seitlich enger Strichabstand. Der Anteil der erfassten Kühe mit diesen Mängeln liegt in Österreich bei 0,8 Prozent bzw. 0,4 Prozent, bei einer deutlichen Abnahme in den letzten Jahren. In Deutschland beträgt der Anteil 0,2 Prozent bzw. 0,6 Prozent.
Mängelbewertung hinsichtlich Nutzungsdauer
Neue Auswertungen zur Nutzungsdauer haben allerdings auch gezeigt, dass der Mangel „Euter gestuft“ in diesem wichtigen ökonomischen Merkmalskomplex nicht mehr so bedeutend ist wie noch vor 10 Jahren eingeschätzt. Hierbei erfolgt zukünftig bei einem Mangel 1 (= leicht gestuft) ein Abzug von einem Punkt anstatt von zwei. Bei Mangel 2 werden auch weiterhin die Euter um drei Punkte korrigiert. Die gleichen Auswertungen hinsichtlich des Mangels „vordere Striche nach außen gespreizt“ weisen jetzt allerdings bei einem Mangel 2 auf eine deutlich kürzere Nutzungsdauer hin. Wenn die vorderen Zitzen stark nach außen zeigen, kann es besonders bei AMS-Betrieben zu einer stark eingeschränkten Funktionalität kommen. Der Mangel 2 korrigiert deshalb künftig die Euternote um drei Punkte anstatt wie bisher um zwei Punkte. Aktuelle Auswertungen zeigen, dass Jungkühe mit stark nach außen gestellten Vorderstrichen eine um ca. 10 Monate verkürzte Nutzungsdauer haben.
Neuer Mangel eingeführt
Im vergangenen Jahr wurde viel über die Länge der Zitzen diskutiert. Eine Entwicklung zu immer kürzeren Strichen wird mitunter wieder aus der Praxis gemeldet. Die Arbeitsgruppen der Nachzuchtbewerter in Bayern und Baden-Württemberg haben deshalb über einen Zeitraum von sechs Monaten eine Erhebung zur Beschreibung der Strichlänge hinten durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass die hinteren Striche im Mittel um 0,5 cm kürzer sind als die vorderen. Die Definition erfolgte analog zu den vorderen. Die Beschreibungsziffern 1 und 2 drücken dabei auch die Strichlänge in cm aus. Bei über 19.000 Jungkühen sind nur 1,5 Prozent der hinteren Zitzen als zu kurz einzustufen. Interessant ist dabei auch, dass bei sehr kurzen Vorderzitzen die hinteren meist nicht noch kürzer sind (siehe Grafik 2). Im Einzelfall kann der Unterschied natürlich auch deutlicher sein. Der Unterschied zwischen den vorderen Zitzen und den hinteren ist somit umso größer, je länger die Frontzitzen sind. Auch wenn die Situation noch nicht bedrohlich ist: eine rechtzeitige Berücksichtigung bei FleckScore ist angebracht! Deshalb wird der Mangel „hintere Striche kurz“ neu eingeführt. Bei einer hinteren Strichlänge von weniger als 3 cm wird der Zustand als Mangel erfasst und führt zu einem Abzug von zwei Punkten in der Euternote. Die Programmierung der Erfassungsgeräte ist allerdings so vorzunehmen, dass bei zu kurzen Vorderzitzen (Note 1 oder 2) nicht nochmal ein Abzug erfolgt. Kurze Vorderzitzen bewirken bereits eine Begrenzung der Euternote auf 74 bzw. 77 Punkte. Deshalb erscheint ein weiterer Abzug nicht notwendig und würde Euter, die in den anderen Merkmalen gute Noten bekommen, zusätzlich „abstrafen“.
Evaluierung der Berechnungsformeln
Bis zum Sommer 2022 wird bei FleckScore eine komplette Evaluierung der Berechnungsformeln durchgeführt. In einer neuen Stichprobe von über 200.000 beschriebenen Jungkühen sind die Zusammenhänge der Einzelmerkmale zur Nutzungsdauer und ihre Kombination zur Hauptnote auf dem Prüfstand. Es deutet sich jetzt schon an, dass viele Einschätzungen auch heute noch zutreffen, aber eine Feinjustierung nach über 10 Jahren FleckScore notwendig erscheint. Damit wird im linearen Beschreibungssystem einer sich im Detail verändernden Populationsentwicklung Rechnung getragen, um den hohen Stellenwert der Rasse Fleckvieh weiterhin zu gewährleisten. Denn schließlich genießen gerade die Exterieurmerkmale bei der Auswahl der Bullen eine beachtliche Priorität. Übrigens: Aus den neueren Auswertungen geht jetzt schon hervor, dass die produktive Nutzungsdauer um 30 Tage angestiegen ist. Sicherlich ein Effekt vieler Komponenten, aber auch ein Verdienst der Systematik von FleckScore.
Bernhard Luntz, Tierzucht Grub